In Folge 17 des Podcasts “Hashtag Fitnessindustrie” hat Gastgeber Andreas unseren ALIVE-Gründer Johannes Lößl und HARDY’s Geschäftsführer Florian Möger eingeladen, um über die Möglichkeiten des Personal-Trainings im Fitnessstudio zu sprechen.
Hier erfährst du, warum dein Fitnessstudio Personal-Training überhaupt anbieten sollte und welche Möglichkeiten der Umsetzung es gibt – Best-Practices inklusive! Wir wünschen dir viel Spaß beim Anhören oder Lesen.
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Das Transkript zum Podcast
Andreas: Herzlich Willkommen zur neuen Folge von Hashtag Fitnessindustrie – der Podcast für die deutsche Fitnessbranche. Heute habe ich wieder eine Premiere für den Podcast, denn ich darf gleich zwei Gesprächspartner als Gäste begrüßen! Auf der einen Seite Florian Möger und auf der anderen Seite Johannes Lößl. Hallo ihr beiden und schön, dass ihr dabei seid!
Wir möchten uns heute über die Möglichkeit von Personal-Training als zusätzlich bezahlte Dienstleistung in einem Fitnessstudio unterhalten- aus Perspektive des Fitnessstudio-Betreibers bzw. dem Fitnessstudio-Leiter. Natürlich wollen wir uns auch mit der praktischen Umsetzung auseinandersetzen, welche vielen Studios noch immer viele Probleme bereitet. Doch zuerst dürfen sich meine Gäste in einem kurzen 60-Sekunden-Pitch vorstellen. Florian, wie hat es dich in die Fitnessbranche verschlagen und was machst du heute in unserer spannenden Branche?
Florian: Verschlagen hat es mich im Alter von 15 Jahren nach einer Knieverletzung, als ich mit dem Trainieren angefangen habe. Ich arbeite in der Branche seitdem ich 17 bin, also seit über gut 25 Jahren. Seit über 15 Jahren bin ich in der Geschäftsführung bei HARDY’S. Eigentlich bin ich Diplom-Kaufmann, habe aber im Trainerbereich so alles durchlaufen, was man so machen kann. Im HARDY’S, im Westen von München, arbeiten wir nun seit zehn bis zwölf Jahren erfolgreich mit Personal-Training. Ich selbst bin Coach für Firmen Fitnessclubs. Seit drei Jahren erarbeite ich spezielle Umsetzungskonzepte für Personal-Training, also Konzepte, mit denen Clubs erfolgreich Personal-Training umsetzen.
Andreas: Sehr schön, danke dir! Auch an Johannes ein herzliches Willkommen! Wie hat es dich in unsere Branche verschlagen?
Johannes: Ja, vielen Dank für die Einladung! “Verschlagen” – ich würde sagen, ich habe mir die Branche ganz gezielt herausgesucht. Auch im Alter von 17 wollte ich später für mein BWL-Studium einen coolen Neben-Job, mit welchem ich mein Studium finanzieren konnte. Der Haken an der Geschichte? Mir hat die Fitnessbranche so sehr gefallen, dass ich nach dem Studium direkt weitergemacht habe.
Für HARDY’S habe ich ebenfalls in leitender Tätigkeit gearbeitet, als Club- und Vertriebsleiter. Vor sechs Jahren habe ich den Sprung von der operativen in die strategische Beratung gemeistert. Dort habe ich mit einem australischen Kontakt mehrere Clubs in den USA, Neuseeland und Großbritannien betreut. Durch diese Projekte ist 2015 die Firma eGym auf mich aufmerksam geworden, für die ich dann vier Jahre bis zuletzt in 2019 gearbeitet habe, zuletzt in der Rolle als Head of Customer-Success in den USA. Letztes Jahr bin ich dann zurück in die Selbstständigkeit und baue jetzt unter dem Namen ALIVE FITNESS meine eigene Unternehmens- und Marketing-Beratung auf.
Andreas: sehr schön, vielen Dank. Dann haben wir ja jetzt ganz internationales Flair mit Johannes bei uns. Passt aber auch glaub ich ganz gut zum Thema. Denn Personal-Training ist schließlich auch in den USA durchaus schon eine Stufe weiter. Hier wird Johannes auch das ein oder andere in seinen Antworten zu meinen Fragen aufnehmen.
05:08 Warum sollte ein Fitnessstudio Personal Training anbieten?
Kommen wir auch schon zu unserem Hauptthema: “Personal-Training als Dienstleistung im Fitnessstudio”. Wir sollten hier erstmal die Motivation klären: Warum sollte ich mich als Fitnessbetreiber, als Verantwortlicher, überhaupt mit diesem Thema beschäftigen? Deshalb auch die Frage an euch: Warum sollte ich als Studio überhaupt Personal-Training anbieten?
Johannes: Für mich sind es fünf Kriterien, die sich mir als Fitness- oder Clubbetreiber positiv erschließen. Mit Personal-Training lassen sich sehr attraktive Zusatzumsätze zum klassischen Mitgliedschaftsmodell erzielen. Mehrere Studios bauen hier auch ihr gesamtes Geschäftsfeld darauf auf. Also Zusatzumsatz als Kriterium Nummer Eins.
Für mich, als ursprünglicher Trainer oder als Personal-Trainer, ist aber auch Punkt Nummer Zwei –“Mitarbeiter” – spannend. Ich nenne es mal “den Mitarbeitern eine Perspektive geben”. Nicht nur, dass den Mitarbeitern mehr Gehalt ausbezahlt werden kann. Ein Mitarbeiter braucht auch eine gewisse Aussicht bzw. eine Karriereleiter, die man mit einem PT-Konzept definitiv in Aussicht stellen kann.
Punkte Nummer Drei wäre für mich klar der Kundennutzen. Durch Personal-Training kann ich ganz einfach eine höherwertige Dienstleistung an den Mann/ die Frau bringen. Durch die extra Bezahlung kann ich deutlich enger und tiefer mit den Kunden arbeiten, was nicht nur zu mehr Kundenzufriedenheit führt, sondern auch zu mehr Trainingsergebnissen und Kundenerfolgen. Dort ist in unserer Branche mit Sicherheit noch einiges an Luft nach oben.
Punkt Nummer Vier würde ich wieder auf Betreiberseite setzen, der ein breiteres Leistungsangebot verspricht. Also nicht nur meine Standardbetreuung oder klassisches Betreuungskonzept, sondern auch eine 1-zu-1-Betreuung, welche die Angebotspalette erweitert.

Und letztlich mit Punkt Nummer Fünf: Durch Einführung eines PT-Konzepts bin ich auch gezwungen, meine bisherigen oder bestehenden Prozesse, die ich am Kunden absolviere, zu überdenken und damit einige Prozessoptimierungen vornehmen zu können.
Also mit Sicherheit ein paar interessante Aspekte, die Personal-Training für Studiobetreiber mit sich bringt.
Florian: Ich kann Johannes da nur zustimmen. Plus zwei Punkte, die noch nicht erwähnt wurden. Der eine ist das Thema der Angebotsabgrenzung. Die deutsche Branche arbeitet in Hinblick auf Betreuung deutlich anders als der Rest der Welt. Es ist bei uns alles irgendwo inkludiert. Jeder wird bei uns über eine Art Standardbetreuung in den Club geschickt. Dabei finde ich es nicht fair, wenn der Trainer seine Standardgeräteeinweisung mit Neukunden macht. Ich zeig das einmal an zwei Beispielen:
Der erste Termin ist ein fitter Mann mittleren Alters, der mit den Geräten ganz gut klarkommt. Er bekommt klassischerweise eine Einweisung an einem Zirkel. Nach einer halben Stunde ist er fertig, glücklich und alles hat funktioniert.
Der zweite Termin ist vielleicht eine Mitte 70-jährige Dame, mit einem Hüft- und einem Knie-Tape, die ein massives Problem hat. Und da stellt sich die Frage: Was mach ich mit ihr? Wird sie genauso eingewiesen? Kommt sie klar damit? Bekommt sie etwas zusätzlich? Viele Clubs, die ich kenne, sagen dann ganz einfach: “Ist ja kein Problem, die Kundin wird von uns länger versorgt und bekommt einen extra Termin.“
Das ist ja alles schön und gut, aber wo ist hier die Fairness? Das wir jeden gut betreuen ist definitiv sinnvoll. Aber, wenn der fitte junge Mann eine Startgebühr von 150 € bezahlt, sollte er die gleiche Leistung bekommen wie die ältere Dame, die sich nicht auskennt. Und die ältere Dame hat dann die Option, über Personal-Training oder andere Möglichkeiten, Leistungen hinzuzubuchen. Das ist eigentlich schon der erste Einstieg ins Personal-Training, wie ich hier Betreuungsleistungen ganz klar voneinander abgrenze. Ich sage hier dem Kunden auch nicht “du bekommst nur so viel und mehr geht nicht”. Es ist auch seine Entscheidung, wie viel er nutzen möchte. Was ist sein Budget für die Betreuung? Und dann suchen wir das Passende für ihn heraus. Und das finde ich einen sehr wichtigen und entscheidenden Punkt.
Einen weiteren hat Johannes genannt, ich möchte ihn nur etwas anders drehen. Johannes hat begonnen mit dem Thema Zusatzumsatz. Bei allen Clubs, die ich coache, kommt unter diesen Vorteilen dieser Punkt auf, aber als aller letztes. Letztendlich ist es tatsächlich so: Wenn es gut organisiert ist, dann arbeitet ein Fitnessclub mit 20 bis 25 % Umsatzrendite im Bereich Personal-Training. Ich sehe das aber eher als letzten Motivationspunkt für den Club. Denn alle anderen Punkte, die bereits genannt wurden, sind für den Club viel entscheidender und wichtiger. Sie sind fluktuationssenkend, stellen eine gewisse Kundenzufriedenheit und vor allem Mitarbeiterzufriedenheit dar. Und dass am Ende Geld damit verdient wird, lässt sich gar nicht anders vermeiden. Ich sage immer, es ist ein nicht zu vermeidendes Abfallprodukt, aber stelle es bewusst ganz nach hinten, damit es nicht die Hauptmotivation ist, mit Personal-Training im Club zu beginnen.
10:56 Was sind die Unterschiede zwischen Personal Training und Fitnesstraining?
Andreas: Sehr interessant. Und ich glaube, wie es von euch auch schon angedeutet wurde: Das eine ist die Standardleistung aus dem Fitnessstudio und das andere ist die Zusatzleistung. Viele Betreiber haben denke ich auch das Problem, diesen Unterschied klar festzumachen: Wo ist denn die Unterscheidung zwischen dem normalen Training mit dem normalen Trainer und dann eben das Personal-Training mit dem Personal-Trainer. Daher auch die Frage, in dem Fall an dich, Flo: Du bist ja auch täglich an der Basis und musst deine Leute entsprechend coachen, damit sie das auch kommunizieren können. Wo würdest du sagen, ist der klare Unterschied zwischen einer PT-Session und einer normalen Trainingssession.
Florian: An sich ist es recht einfach erklärt, wenn man noch gar nicht in die Tiefe gehen möchte: Was geschieht bei einer PT-Session und einer normalen Trainingsbetreuung? Ein normaler Kundenbetreuer auf der Fläche, ein Fitnesstrainer also, macht nur Folgendes: Er zeigt den Kunden Übungen. Zeigt er ihnen mehrere Übungen, dann zeigt er Trainingspläne. Auf der Fläche korrigiert er sie und zeigt ihnen auch dort Dinge. Alles mit dem Hintergedanken, dass nach diesem Termin oder nach diesem Kontakt der Kunde eigenständig weitermachen kann. Das ist der einzige Hintergedanke bzw. der einzige Sinn. Denn als Fitnesstrainer kann ich nicht davon ausgehen, dass der Kunde mit dem ich spreche beim nächsten Besuch wieder einen Trainer an der Hand hat. Es geht immer nur darum, den Kunden eigenständig in Bewegung zu bringen.

Der Personal-Trainer hat einen ganz anderen Ansatz. Denn er zeigt dem Kunden nichts. Der Personal-Trainer übernimmt das Training mit dem Kunden. Dadurch gibt es ein ganz anderes Trainings- und Übungsportfolio, weil ich den Kunden mindestens einmal pro Woche oder gar öfters über einen längeren Zeitraum sehe. Und ich glaub jeder, der ein bisschen Ahnung von Training, Übungsauswahl, Trainingsplangestaltung hat, weiß sofort, wie hier gearbeitet werdet kann.
Johannes: Ja, absolut. Es sind die Kriterien Eigenverantwortung, Sicherheit, Übungsauswahl, Technik und Intensität – mit einem Personal-Trainer kannst du ganz andere Übungen durchführen. Du kannst sie deutlich intensiver durchführen als alleine. Du bist keiner Gefahr und damit einem geringeren Verletzungsrisiko ausgesetzt. Das sind ganz klar die Pro-Argumente wie sich eine PT-Session unterscheiden muss zu einer klassischen Trainings-Session.
Eine Art des Trainings, so wie ich sie auch viele Jahre Fitness-Trainern unterrichtet habe, ist z.B. das Zirkeltraining. Das eGym-Zirkeltraining ist mittlerweile in vielen Clubs fest etabliert und von den Kunden super angenommen. Ganz oft kam dann aber der ein oder andere Fitness-Trainer bzw. schwache Personal-Trainer zu mir und sagte: “Diese automatischen Trainingsgeräte ersetzen ja unsere Jobs.” Da konnte ich immer nur lachen und durfte mit der Aufklärung beginnen. Wenn ein Gerät, das die korrekte Sitzeinstellung gewährleistet und einfache geführte Bewegung vermittelt, die Arbeit eines Personal-Trainers ersetzen kann, dann hat er seine eigene Dienstleistung bzw. sein eigenes Business (noch) nicht verstanden. Er kann sich hier ideal abgrenzen, indem er diesem Beispiel den Unterschied zwischen Training alleine oder mit Partner/ PT erklärt. Die Übung verdeutlicht, was kann der Kunde alleine und wo ist die Hilfe einer weiteren Person sinnvoll.
15:09 Welche Umsetzungsvarianten für Fitnessstudios gibt es?
Andreas: Genau, also ich glaube auch, das entscheidende Argument ist der Mehrwert, den der Kunde empfindet und merkt, dass es mehr ist als “so musst du bei Übung X vorgehen”. Sondern dieses “Wir machen das jetzt zusammen!” und nach dem Ende der Einheit mit mir als Personal-Trainer bist du ausgepowert und hast ein anderes Feeling als wenn wir jetzt zusammen den Trainingsplan erstellt hätten.
Wir haben das im Grunde ja schon ein bisschen angesprochen, nämlich die Trainer – salopp gesagt, die Leute, die das machen sollen. In der Praxis gibt es im Wesentlichen zwei Arten: Die eine, die ich selbst aus meinem eigenen Fitnessstudio, wo ich meine Karriere angefangen hab, beobachtet hab: die Variante der externen PTs: Ein Personal-Trainer kommt ins Studio und mietet sich ein. Und dann eben die Variante der internen PTs. Dieses Thema sollten wir uns auch einmal etwas genauer anschauen. Deshalb jetzt auch die Frage: Was macht für diese beiden Möglichkeiten den Studioalltag aus. Was bedeuten sie für uns?
Johannes: Wie du es bereits angedeutet hast. Aus Betreibersicht stelle ich mir die Frage: Will ich mein eigenes Personal, eigene Mitarbeiter, für dieses Thema befähigen und auch kontrollieren? Dann würde ich auf interne PTs zugreifen. Das heißt sie sind komplett bei mir angestellt, es sind Arbeitnehmer, ich gebe ihnen die Arbeitszeiten vor, ich vereinbare die Termine. Sie sind über mich sozialversichert, der Beitrag der Kunden geht an mich als Studio und ich bezahl meinem Trainer entsprechend Lohn. Also ich hab als Betreiber alles in der Hand und hab – im Englischen nennt es sich das Employee-Model – damit alles abgedeckt.
Demgegenüber ist so das klassische Modell, der PT-Ursprung, dass der PT alles selbstständig macht. Er vermarktet sich also selbst. Die gängige Lösung in Studios ist, dass sich der Personal-Trainer einmietet und eine Raummiete zahlt. Das kann ein eigens angemieteter Raum sein, das kann auf der Fläche eine gewisse Flatrate sein, sodass der Trainer Zugriff auf verschiedene Geräte und Trainingsflächen hat. Ergo, ich als Betreiber bekomme eine Raummiete, die diese Leistung abdeckt und der Personal-Trainer hat Zugriff auf meine Kunden. Je nach Vereinbarung kann er auch seine Kunden mit zu mir ins Studio bringen. So muss man diese zwei Modelle differenzieren.
Noch interessanter wird es beim dritten Modell, dass manche “Hybrid” nennen, also eine Mixform. Ich habe einen Teil eigener PTs und einen Teil externer. Grundsätzlich ist das etwas kritisch, auch aus Betreibersicht, da ganz oft unausgewogene Vergleiche im Spiel sind: “Wieso darf der eine mehr, der andere weniger?” Weshalb ich grundsätzlich immer ein klares Modell empfehle. Wenn du mich gleich fragst, welches Modell, greif ich direkt vor. Mein Favorit aus Studiobetreibersicht ist ganz klar: das interne PT-Modell / Employee-Model.
Andreas: Hier spiele ich den Ball gleich mal zu Florian. Denn als Geschäftsführer im HARDY’S habt ihr eine Entscheidung für eine Variante gefällt. Welche Variante ist das und aus welchen Gründen habt ihr diese für besser gehalten?
Florian: Genau, ich kann jetzt nur aus Betreibersicht von fünf Premium-Clubs sprechen und auch ungefähr 25 Clubs, die ich in den letzten Jahren in Deutschland gecoacht habe. Meines Erachtens, für einen Qualitätsclub, der mit einem eigenen Trainerteam arbeitet, gibt es nur die Option – auch im PT-Bereich – mit den eigenen Leuten zu arbeiten.
Die Variante des externen Einmietens geht meines Erachtens nur, wenn ich im Club kein Personal habe bzw. keine Trainer habe. Dann kann ich die gesamte Betreuung von externen machen lassen. Sie sollen dann ihr Business machen und ich versuche, was davon mitzunehmen. Sobald ich aber ein eigenes Team im Haus habe, entsteht immer ein Konflikt zwischen den Beiden – das ist Problem Nummer Eins.
Problem Nummer Zwei, das ich auch als Hauptproblem sehe und hier spreche ich auch für unsere Mitarbeiter: Warum sollte ich als Betreiber einen interessanten Termin, ein interessantes Geschäft und ein Geschäft, mit dem ich als Trainer Geld verdienen kann, einem externen geben, der keinerlei Verbindung zum Club hat. Da würde ich mir als angestellter Trainer im Club doppelt verarscht vorkommen. Natürlich kann es auch nicht jeder Trainer, der im Club arbeitet – das ist auch bisschen Schulungsaufwand. Aber meines Erachtens muss man dem eigenen Team im Club die Möglichkeit geben, sich dahin weiterzuentwickeln. Und wenn man vielleicht im eigenen Team nicht genügend findet, die das in der entsprechenden Qualität können, kann ich wieder extern suchen. Aber auch diese Leute würde ich dann anstellen und ins Team integrieren. Ansonsten sind Konflikte vorprogrammiert.
Johannes: Genau wie Flo meinte: Maximal sehe ich ein externes PT-Modell funktionierend im Discount, wo auch die Betreuungsabläufe nicht Teil des Kerngeschäfts sind. Sobald ich in einem Premium-Club, Qualitäts-Club, mich über Leistung und Betreuung definieren möchte, empfehle ich auch ganz stark das interne, also Employee-Modell.
Florian: Ja, was man natürlich sehen muss: Wo kommt das andere Modell her – aus Ländern, in denen eigentlich keine Trainingsleistung bzw. Betreuungsleistung bereitgestellt wird. Dort ist der Mitarbeiter im Club eine Top-Servicekraft, Reinigungskraft. All das, was mit Wissenstransfer auf der Fläche passiert, wird durch einen externen gewährleistet. Aber sobald man hier mit Fachkräften arbeitet, sehe ich das sehr, sehr schwer.
Andreas: Wir können hier gut zusammenfassen: Wenn man Betreuung als Kernleistung seines Studios innehat, sollte man auch die PT-Betreuung nicht aus der Hand geben.
21:05 Wer soll das Personal Training durchführen?
Ich würde jetzt an einem Punkt andocken, den du, Flo, schon gesagt hast: Nicht jeder Trainer kann es machen. Jetzt bleiben wir mal bei der internen Variante, die ihr beide eher präferiert. Hierfür müsste in einem eigenen Studio ein PT-Team aufgebaut werden. Können das auch gleichzeitig meine Floor-Trainer sein, also die Trainer, die auf der Fläche sind und die normale Betreuung machen? Oder sollten das dann eher zwei getrennte Teams “Floor” und PT” sein? Was sagst du dazu, Johannes?
Johannes: Jetzt wird es spannend, wie bisher die Prozesse in den einzelnen Studios organisiert wurden. Wer hat überhaupt eine Trennung zwischen Floor und Betreuungs-Trainer? In manchen Studios nennt es sich dann auch Termin-Trainer. Wieviel Betreuung wird noch über Termine abgedeckt? Wie viel eben nur noch über die Fläche? Gibt es Gruppen-Trainings bzw. Workshops?
Um es einfach zu halten: Eine Trennung Floor-Trainer und PT-Trainer halte ich nicht für sinnvoll.
Einmal aus der Sichtweise des PTs: Nur weil ich jetzt den Titel PT im Studio trage, bin ich noch lange kein erfolgreicher PT, geschweige denn, dass ich ausgebucht und erfolgreiche Kunden habe. Irgendwie muss ich in die Kunden-Akquise gehen. Viele Mitarbeiter machen hier den Fehler mit der Denkweise: “Ich muss ja nur mein PT-Shirt anziehen und meine Visitenkarten auslegen und dann bin ich quasi durch”. Die wenigste, hochpreisige Dienstleistung lässt sich über eine Visitenkarte einfach so nebenbei verkaufen. Die Mitglieder beobachten da sehr aktiv, wer und wie er über die Fläche läuft. Dementsprechend ist also das beste Akquise-Mittel für einen PT die Floor-Betreuung. Eigentliche sollte jeder PT grundsätzlich als Floor-Trainer starten, dort in die Member-Interaction gehen, sich dem Kunden einfach mal präsentieren, Tipps geben, zeigen, dass er was kann. Welche Kompetenzen hat er und wie profitiert der Kunde davon? Mit einem entsprechenden Verkaufs-Leitfaden kann er dann seine Leistungen und Mehrwerte vorstellen und auch an die Frau/ den Mann bringen. Nur durch Flyer oder externe Schaukästen wird kein erfolgreiches PT-Konzept im Studio existieren.
Florian: Gut erklärt. Denn genau so funktioniert es auch im Ausland, in Amerika oder wo auch immer. Der PT als Dienstleister, der sich grundsätzlich um alle auf der Fläche kümmert. Und auch hier, ich nehme das gleiche Wort von vorhin in den Mund: Aus dem „Abfallprodukt“ einer guten Betreuung entsteht dann der Verkauf von Personal-Training. Das ist mal der erste Punkt.
Und der zweite, eine Frage, die sich jeder Betreiber stellen muss: Schaffe ich im Club momentan das ideale Konstrukt für eine vernünftige Betreuung? Denn die Realität sieht oft anders aus. Die Trainer sind alle super ausgebildet, besuchen ständig Weiterbildungsmaßnahmen, spezialisieren sich etc. Sie haben also einen riesigen Erfahrungsschatz und werden dann in einem Rahmen auf die Kunden losgelassen, bei dem sie im Prinzip mit einem Kunden eine halbe Stunde, eine Stunde Zeit haben. Den Kunden müssen sie irgendwas beibringen und sehen sie dann für Wochen oder für Monate nicht mehr. Da kann ich das ganze erlernte Wissen, gar nicht am Kunden anbringen. Und im schlimmsten Fall ist es dann noch so, dass diese Terminbetreuung, von der Johannes gesprochen hat, ja nur ganz punktuell an den Kunden kommt.
Wenn ein Kunde den Beitrag zahlt – wie viele Termine bekommt er denn? Der bekommt vielleicht pro Quartal einen Termin. Und die meisten nehmen ihn nicht wahr, also kommen sie einmal im Jahr zum Termin. Ein gut geschulter Trainer kann also gar nichts ausrichten. Nichtsdestotrotz landen in vielen guten Clubs die besten Trainer in der Terminbetreuung, die in der Realität aber standardmäßig eine Zirkeleinweisung darstellt. Dann frag ich mich immer: Warum muss der beste Trainer eine Zirkeleinweisung machen, wenn dies auch ein Azubi im ersten, zweiten Lehrjahr machen kann. Der Azubi muss dann auf der Fläche im Minutentakt, vielleicht im Fünfminuten-Rhythmus, mit verschiedensten Leuten Kontakt aufnehmen, auf verschiedenste Probleme eingehen, die perfekten Lösungen aus der Tasche ziehen und geht dort oft unter. Deshalb wird von den meisten Leuten in deutschen Clubs keine Betreuung wahrgenommen. Die sagen immer “eure Mitarbeiter sind super nett, aber können tun sie nichts und betreuen tun sie uns auch nicht.”
Man muss das Spiel umdrehen:
Der Trainer, der noch nicht ganz so viel kann, der muss in die Terminbetreuung. Denn Terminbetreuungen sind Standard: meistens ein Zirkel oder ein einfacher Standard-Trainingsplan. Der Trainer, der richtig gut ist, muss auf die Fläche und in einer hohen Frequenz mit Leuten sprechen, Leute coachen, motivieren, korrigieren, Übungen zeigen. Und wie wir es vorhin schon gesagt haben: Aus dieser guten Betreuung auf der Fläche werden sich Fragen ergeben, da wird die Nachfrage entstehen “Kannst du mir mehr zeigen? Kannst du mich regelmäßig coachen?”. Und schon ist Personal-Training geboren.
Andreas: Flo, lass mich da noch einmal nachhaken. Denn du sprichst bereits den Trainer an sich an. Und du hast auch schon ein paar Punkte genannt, die derjenige mitbringen sollte. Erfahrung war ganz wesentlich, und Wissen. Aber Erfahrung und Wissen ist ja noch nicht alles. Was sollte also der einzelne PT, der auch wirklich ein guter PT für das eigene Studio sein kann, mitbringen?
Florian: Ja, Johannes hat es vorhin schon auch ganz gut gesagt: Eigentlich sollte jeder Trainer, jeder PT, mit der Flächenbetreuung, mit dem Floor-Coaching, beginnen. Klar, er braucht einen Wissensschatz, er muss auf viele Themen reagieren können. Wobei er sich ja auch spezialisieren kann – er muss jetzt nicht zehn Jahre Erfahrung haben. Und wenn ein junger Trainer sagt, “ich bin Spezialist fürs Abnehmen, da kenn ich mich aus, aber nicht mit Krankheitsbildern.” Dann macht er eben nur Kunden, die abnehmen wollen. Also kann er da auch sehr früh mit einem speziellen Thema, mit dem er sich dann aber auch auskennen muss, ins PT gehen.
Was dann entscheidender ist, sind die kommunikativen Skills. Er darf keine Scheu haben, auf Kunden zuzugehen, Mitglieder anzusprechen, Mitglieder zu korrigieren. Idealerweise hat er auch kein Problem, vor Gruppen zu stehen. Was wir ja noch gar nicht beleuchtet haben neben den 1-zu-1-Betreuungen sind die Personal-Trainer in der Gruppe. Die plötzlich zu ganz kleinen Preisen sieben Leuten das PT zugänglich machen. Und wenn ich da als Trainer variabel und flexibel bin, ein bisschen verkäuferische Skills hab, mich artikulieren kann, mit Gruppen arbeiten kann, bin ich eigentlich gut aufgestellt.
Johannes: Ja, also wie Flo eben erwähnte – ich bin komplett auf der Seite „Kommunikation”. Neben der fachlichen Expertise ist die soziale und kommunikative Stärke beim PT gefragt. Er muss wissen, wie er Leute anspricht, wie er sie abholt, wo er sie an welcher Stelle abholt und wie er eben auch seine eigene Leistung am Ende vermarktet und erklären kann. Also es lässt sich alles groß unter diesen Kommunikations-Skills zusammenfassen.
Ganz wichtig: Ja, seine Persönlichkeit und dass er sich selbst vermarkten kann. Aber sehr wichtig ist auch ein Empathie-Gefühl und das Interesse am Kunden. Die meisten Personal-Trainer sind sehr ego- und ich-bezogen. Sie erzählen dann immer, was sie alles Tolles machen. Dafür bezahlen die wenigsten Kunden, damit sie zuhören, wie toll der Trainer ist. Der Trainer muss die Fähigkeit haben, die Bedürfnisse und Motive des Kunden herauszuhören. Das wird in Studios immer beim Mitgliedschaftsverkauf geschult. Trainer wollen dann immer davon nichts hören. Sie sagen, sie sind keine Verkäufer, wollen aber PT werden. Also dieses Interesse am Kunden, ihm helfen zu wollen, Empathie aufzubauen, den Kunden dort abzuholen und dann auch die richtige Empfehlung zu geben, ist enorm wichtig. Und da kann auch oftmals die Empfehlung sein “Hey, trainier öfter und intensiver mit mir, das wird dich erfolgreicher machen”. Das benötigt natürlich ein gewisses Level an fachlicher Kompetenz und Qualifikation. Ich brauch keinen Marktschreier, der einfach nur laut jeden animiert und im Studio anspringt. Eine fachliche Kompetenz muss natürlich dahinterstehen. Schließlich merkt der Kunde relativ schnell, ob der Trainer Ahnung hat oder nicht. Aber auch die höchsten Qualifikationen helfen nichts, wenn ich sie nicht an Mann und Frau bring. Also Kommunikation zum vierten!
Andreas: Das heißt aber als Clubbetreiber bin ich auch in der Pflicht, genau diese Kommunikation bei meinen Leuten zu schulen. Wie ihr es angesprochen habt: Viele Trainer haben hier noch ihre Probleme, obwohl sie eigentlich PT sein wollen.
Florian: Ja, das kann man so zusammenfassen. Ich kann nur aus meinem Schulungsschatz sprechen. In den Schulungen behandeln wir auch das Thema “Coaching on the Floor”, also Leute auf der Trainingsfläche ansprechen. Und wenn man einen klassischen Trainer, einen guten Trainer in einem deutschen Fitnessclub die Aufgabe stellt oder die Rahmenbedingungen gibt: “Du hast zehn bis 15 Minuten Zeit, dich um einen Kunden zu kümmern”. Das Beispiel wird auf der Fläche gespielt, z. B. der Kunde macht die Kniebeuge falsch. Ich geh hin, korrigiere ihn.
Der durchschnittliche Betreuungskontakt auf der Fitnessfläche in deutschen Fitnessclubs liegt bei 2,5 Minuten. Der klassische Trainer weiß nicht, was er länger als 2,5 Minuten mit einem Kunden anfangen kann. Und zwar immer dann, wenn er nicht die Möglichkeit hat, ihm im Rahmen eines Trainingsplans acht neue Übungen zu zeigen. Das kann jeder: Er kann acht Übungen zusammenschreiben und erklären. Damit bringt jeder Trainer die Zeit rum .Aber egal, wie gut er ist und zum Kunden hinzugehen und ihn 10 Minuten lang zu coachen, das bringen die wenigsten hin. Und das muss man schulen.
31:30 Welchen Preis sollte man für Personal Training verlangen?
Andreas: Viele haben auch das Problem, dass sie den Preis kommunizieren müssen. Deshalb auch die Frage zur Personal-Trainer-Einheit. Was kann man denn als Studio für eine PT-Einheit verlangen?
Johannes: Ich gebe die Antwort ein bisschen differenziert. Wenn du sagst PT-Einheit, hast du es schon mal schön formuliert. Da kann man nämlich schon ein bisschen mit dem Preis spielen. Wenn wir jetzt von einer klassischen Einheit in Minuten oder Stunden reden, dann ist für mich das absolute Minimum, wie es auch in jedem Dienstleistungsberuf sein sollte: pro Minute ein Euro. So macht es der Physio, der Masseur, so sollte es in jeder anderen Dienstleistung gelten. Dann sind wir bei 60 Euro für 60 Minuten. Wenn du wirklich 60 Minuten kommunizierst, musst du auch die Vorbereitung und Nachbereitung von jeweils zehn Minuten bedenken. Dann bist du schon bei 70 bis 80 Minuten.
In den USA bei einem der erfolgreichsten PT-Studios, Gold’s Gym durfte ich etwas Zeit verbringen. Die haben grundsätzlich eine Einheit immer als 45-Minuten-Session definiert. Da wusste jeder Kunde, eine Einheit gilt für 45 Minuten Training. Der Treffpunkt ist etwas vorher, der Trainer hat davor und danach noch Zeit. Die Einheit wurde trotzdem oder nichtsdestotrotz für 60 Euro pro Session verkauft. Also erstmal muss sich der Trainer selbst klar werden: Wie lange dauert eine Einheit? Selbst wenn ich nur halbe Stunden Termine mache, dann ist die Einheit im Grunde nur 20 Minuten.
Ein weiteres Beispiel hier in Deutschland, was auch in die Kategorie Personal-Training fällt – und vermutlich die meisten PT-Einheiten gesamt liefert – ist das EMS-Training. Selbst die rufen im Discount, ich nenne hier z.B. die Anbieter „Körperformen“ oder „Body Street“, für eine Einheit im 1-zu-2-Training 24 Euro ab. In Einzelfällen sind sie auch mal bei 19,99 €. Wenn du es hochrechnest: eine EMS-Session, mit 20 Minuten Training, Kleidung An- und Ausziehen mit zehn Minuten, kosten im Schnitt 80 Euro. Durch das Gerät bzw. die Technologie, sicherlich nochmal eine besondere Form des Personal-Trainings. Aber hier erkennt man eine mögliche Preisunterschwelle.
34:37 Wie vermarktet und verkauft man Personal Training?
Andreas: Ok, dann können wir sagen: Ich habe das Personal und ich weiß zumindest schon mal einen absoluten Unterschwellenpreis. Den Rest muss ich durch Kalkulationsmittel für mich selbst noch ein bisschen klar machen. Das ist glaub ich auch ganz wichtig. Aber jetzt muss ich das ganze ja auch noch vermarkten und verkaufen. Und das ist wahrscheinlich mit einer der kniffligsten Punkte bei der ganzen Sache. Und jetzt da auch wieder die Frage an euch: Wie sollte man hier vorgehen? Was sind da eure Tipps?
Florian: Ja, so schwer ist es tatsächlich gar nicht. Denn für die Vermarktung brauch ich auch erstmal nicht viel. Die Kunden sind ja bereits da. Wenn ich es in einem Fitnessclub etabliere, hat der Club meistens um die 1000 Kunden, die täglich ein und ausgehen. Also ich muss schon mal grundsätzlich für den Anfang gar nicht nach draußen werben, sondern nur intern. Um das intern bekannt zu machen, reicht ein Aushang, ein paar Flyer. Also im Printbereich ist das nicht viel. Da ist dann die Hauptaufgabenstellung, wie es Johannes auch schon sagte: Man muss die Arbeitsprozesse angehen und gucken, wo kann ich eine Ansprache in den normalen Prozessen in der normalen Betreuung integrieren? Wo und wie kann ich den Kunden den Unterschied klar machen zwischen einer normalen Betreuung und PT. Wobei ich da wieder auf meine Aussage von vorhin aufsetzen möchte. Ich mache das einfach durch eine gute Flächenbetreuung und darüber ergibt sich das automatisch.
Das ist auch das schöne, was ich für den Club so wertvoll finde, wo PT im Club was bringt. Denn durch gute PTs wird die Betreuung auf der Fläche besser. Das ist das Hauptaugenmerkt. Wenn gute Trainer gute Flächenbetreuung machen, was es in Deutschland leider nur selten gibt, dann lässt es sich nicht vermeiden, dass der ein oder andere Kunde sagt, ich hätte das gerne nicht nur alle 14 Tage mal für fünf Minuten oder wenn du mal zufällig da bist und zufällig zu mir herschaust. Sondern ich hätte das ganz gerne einfach jede Woche geregelt über einen längeren Zeitraum. Ich möchte, dass du mit mir trainierst. Darüber verkauf ich PT. Das heißt die Vermarktung ist nicht besonders schwer. Es ist eine Integration in die normalen Prozessabläufe und dann ist es eigentlich ein erfühlen und erleben lassen der Kunden. Und das ist das schöne dabei.
Johannes: Ja, also Flächenbetreuung ist auch für mich das Akquise-Mittel bzw. der Akquise-Touchpoint Nummer Eins. Ich würde noch ergänzen, wenn man sich die gesamte Customer-Journey in einem Fitnessclub anschaut. Ich kann tatsächlich in die Außenwerbung gehen, also wenn ich externe anspreche, und Kampagnen schalten. Wir machen die Abnehmstudie, die Rückenstudie, die keine-Zeit-Studie. Also in so einem Rahmen kann man gezielt über Social-Media oder Online-Marketing PT-Kunden ansprechen und versuchen, durch so ein Angebot rauszuziehen. Es gibt mittlerweile ja auch viele Aggregatoren-Angebote wie Check24 etc., wo man seine eigenen Mitarbeiter platziert und dort das PT vermarktet.
Touchpoint Nummer Zwei, wenn der Kunde tatsächlich im Studio aufschlägt. Grundsätzlich ist das natürlich, wo er sich über das generelle Angebot informiert. Die Kernleistung in einem Fitnessstudio ist der Verkauf von Fitness-Mitgliedschaften. Im Rahmen einer ordentlichen geführten Bedarfsanalyse werde ich raushören, ob die normale Standard Fitnessmitgliedschaft ausreichend ist für den Kunden oder, wenn er auch schon vorgibt, er war schon mal gewohnt mit PT zu arbeiten – können wir auch gleich PT anbieten? Dann ist das fast schon unterlassene Hilfeleistung oder Vermeidung von Umsatz, wenn ich hier das Personal-Training nicht gleich anspreche.

Grundsätzlich würde ich das Thema PT im POS aber nicht zu scharf ansprechen, im Regelfall ist die Fitnessmitgliedschaft hier das Ziel Nummer eins. Also zunächst die Mitgliedschaft abschließen und dann im ersten Trainertermin darauf eingehen. Hier durfte ich in der Branche auch schon viel beobachten. Viele Clubs, die versuchen, erfolgreich PT umzusetzen, haben quasi noch die Fitnessmitgliedschaft erkauft und dann eben den ersten Trainertermin beim PT vereinbart. Und das beobachte ich in den USA und auch in vielen deutschen Clubs, wie dem hochmotivierten Kunden, der gerade eine Fitnessmitgliedschaft unterschrieben hat, im Regelfall 2 Jahre mit 50 Euro, noch Zusatzleistungen gepitcht werden, die nochmal drei bis vier tausend Euro kosten.
Deswegen wäre ich beim ersten Trainertermin immer sehr zurückhaltend und vorsichtig. Hier habe ich jetzt ein Leistungsversprechen, das der Berater im Point-of-Sale getätigt hat: Du möchtest abnehmen, du möchtest das erreichen, hier bist du richtig, der Trainer wird sich um dich kümmern. Hier muss ich vorsichtig sein und da erstmal liefern, um weiteres Vertrauen aufzubauen. Und jetzt liegt es an mir, es in den intelligenten Prozess zu integrieren. Nach dem ersten Trainertermin sollte in einem gewissen Zeitraum ein zweiter Termin vereinbar werden. Manche nennen es einen OK-Termin oder Feedbacktermin – bei unserem System ist es ein Erfolgstermin oder Erfolgsgespräch. Hier kläre ich mit dem Kunden, was wir bis jetzt in die Wege geleitet haben und was er alleine schaffen kann. Innerhalb der ersten sechs bis acht Wochen sollten die ersten Trainingsergebnisse stattfinden. Hier muss ich ihn wieder schnappen und klären, ob es soweit gepasst hat, ob er zufrieden ist. Wenn du nicht zufrieden bist, müssen wir was ändern. Vielleicht ist PT das richtige, um dich zu unterstützen. Du bist auf dem richtigen Weg? Sehr gut, darf ich dir noch zusätzliche Möglichkeiten, Empfehlungen aussprechen? Oder du bist richtig gut auf dem Weg? Ja gut, dann muss man dich vielleicht für das nächsthöhere Training enablen. Wo möchtest du weiter machen? Durch so einen zweiten Termin habe ich natürlich einfach die Chance, PT zu verankern. Ansonsten danach in der Flächenbetreuung fortlaufend, für mich wie gesagt Akquise-Tool Nummer Eins.
Und dann noch ganz zum Schluss. Bevor die Kündigung rausgeht, bevor ich ein Mitglied verlier. Hier frage ich, wie wärs mit ein, zwei PT-Einheiten, die dich nochmal motivieren können. Wir wissen, jemand der dauerhaft mit einem PT trainier, kündigt deutlich weniger, weil: enger an den Club gebunden, engere Beziehung, erfolgreicher. Also ich kann das natürlich zur Kündigungsabwehr einsetzen.
Andreas: Wie ihr beide auch gesagt habt, ist es wichtig, sich die Angst, dass man etwas nicht verkaufen könnte, zu nehmen. Man sollte einfach feststellen, dass man die Leute schon in der Betreuung hat und nicht am Anfang ist. Da habe ich bereits das direkte Gespräch, das direkte Feedback. Ich mache keine Kaltakquise. Der Kunde hat das Vertrauen zu mir als Club, zum einzelnen Trainer. Und das ist das eine ganz andere Situation. Am Ende ist der Trainer nicht gezwungen, dass er verkaufen muss. Sondern es ist ein Zusatz, der für das Studio eigentlich nur Gewinn bedeuten kann, wenn man on top etwas bringt.
Florian: So ist es. Im schlimmsten Fall wandern die Leute ab. Ich mein, die Kunden nutzen deinen Fitnessclub, gehen zwischendurch noch zum EMS, nutzen irgendwo ein Kleingruppen-Yoga-Training bei einem super speziellen Yoga-Club, gehen dann noch zum Physiotherapeuten etc. Die gehen überall zu ihrem Spezialisten und letztendlich bleibt für den Club auch kein Budget übrig. Weil sie plötzlich merken, sie gehen für alles, was sie speziell brauchen, woanders hin. Und wir als Club bieten ihnen eine Standard-dienstleistung und bieten es noch nicht mal an, dass der Kunde bei uns top spezialisierte Leistungen in Anspruch nehmen kann. Es fragt ja auch momentan fast keiner. Die meisten fürchten sich vor einem Nein. Sie fragen noch nicht mal.
43:47 Welches Umsatzpotenzial hat Personal Training für ein Fitnessstudio?
Andreas: Genau und das ist jetzt ganz wichtig: Fragen kostet auch aus der Perspektive des Betreibers nichts. Und wenn der Kunde kein Interesse hat, wird er nein sagen und wenn doch, umso besser. Dann haben wir den Zusatzumsatz. Vor allem das Thema Zusatzumsatz. Florian, du hattest bereits in den Raum geworfen, dass wir von einer Umsatzrendite von 25 % sprechen würden. Vielleicht kannst du hier nochmal mehr drauf eingehen. Was kann ich als Umsatzprotenzial aus Personal-Training für mein Studio herausholen?
Florian: Also grundsätzlich, wenn ich von einem Fulltime angestellten Trainer ausgehe, der so 40 Stunden die Woche im Club arbeitet und ich ein vernünftiges Konzept habe, ist es für den Club möglich, im Jahr 30.000 bis 40.000 € Umsatz zu generieren. Gute Trainer schaffen auch locker ihre 40, 50 oder 60 im Jahr. Mega gute Leute auch ihre 80.000 €. Aber von denen will ich gar nicht sprechen.
Wir gehen einfach mal von einem durchschnittlichen Trainer aus, der macht also seine 30 bis 40 im Jahr und das ist aus Trainersicht herausgesprochen. Wenn man das jetzt auf den Club hochskaliert und sagt, man hat von diesen Trainern (Durchschnittstrainern wohlgemerkt), so drei, vier im Team, dann sind wir Ruckzug bei einem Umsatz jenseits der 100.000 Euro. Unsere Top-Clubs oder Top-Clubs, die ich betreue, machen auch 200.000 Euro Umsatz. Also durchaus Zahlen, die man nicht so einfach unter den Tisch fallen lassen kann und man sagt nicht: Auf dieses Zusatzangebot verzichte ich einfach noch, weil es nicht relevant ist. Man kommt also schon recht schnell in eine Region von 5 bis 10 % des Gesamtumsatzes. Wohlgemerkt, bei 25% Umsatzrendite. Also ein signifikanter Umsatz mit einer hohen Rendite.
46:00 Welche Best-Practice-Beispiel kann man sich anschauen?
Andreas: Sehr schön. Diese Zahlen sind immer gut zu hören. Aber viele Betreiber brauchen auch mal ein Best-Practice-Beispiel, das sie sich anschauen können, wo es wirklich gut umgesetzt wurde. Daher jetzt die Frage an dich, Johannes. Du hast viele Studios betreut, du bist viel rumgekommen, sowohl in Deutschland als auch in den USA. Was sind da Best-Practice-Beispiel, die du Studiobetreibern an die Hand geben würdest, wo es wirklich gut gelungen ist?
Johannes: ich kann aus meiner eigenen Erfahrung, durch das, dass ich auch so tief verwurzelt bin, hier das Kompliment an Flo weitergeben. Die HARDY’S Fitnessclubs in der Ammerseeregion, die gibt’s in Fürstenfeldbruck, Landsberg und Greifenberg – da wird es super umgesetzt und auch schön von den Kunden angenommen.
International weiß ich und hab da auch mit das meiste gelernt, bei Gold’s Gym. Bei Gold’s Gym muss man mal noch separieren, da es ein Franchise ist mit über 600 Clubs. Ich hatte die Ehre, in Kalifornien tatsächlich bei dem größten Franchisenehmer Angel Banos mit 22 eigenen Gold’sGym Anlagen mitzuarbeiten und dort über die Schulter zu schauen. Was ich sehr spannend fand, was beide Systeme oder Anbieter ähnlich hatten. Sie hatten ihre eigene Inhouse-PT-Academy. Im HARDY’S wird das ganze über Flo abgebildet. Bei Gold’s Gym SoCal sind 2 eigene PT-Directors eingestellt, die sich um nichts anderes kümmern als intern die Leute zu schulen und dort das PT-System am Laufen zu halten. Dort werden aber tatsächlich noch höhere Zahlen geschrieben, wie Flo eben erwähnt hat. Das sind sicherlich Hingucker. Sonst gibt es mehrere regionale oder lokale Anbieter, die auch als reine PT-Studios ihr Business hochgefahren haben und hiermit erfolgreich sind.
Florian: Ich kann schon noch von eine paar berichten, die Maxx-Gruppe macht es ganz erfolgreich in ihren 6,7,8 Anlagen. Die Sportwelt Roßbach in der Frankfurter Region setzen das Thema auch sehr stark um. Aber auch bei uns im Süden, das FitPlus in Landshut. Alles Clubs, die sehr erfolgreich mit einem internen PT-Konzept arbeiten.
49:50 Wie entwickelt sich die Fitnessbranche nach Corona?
Andreas: Ok, sehr schön. Damit sind wir auch schon fast am Ende unseres Gesprächs angekommen. Vielen Dank an euch beide für die wertvollen Infos, die ihr uns mitgegeben habt! Und jetzt noch die drei letzten Fragen über unsere Branche: Zum einen: Die Fitnessbranche in Deutschland – weltweit ist es nicht anders – war die letzten Jahre im Aufschwung. Doch jetzt hat uns Corona ziemlich hart getroffen. Und jetzt sieht alles nicht mehr ganz so rosig aus, wie man es vielleicht noch am Ende des letzten Jahres gesehen hat. Wie seht ihr da die nächsten Jahre für unsere Branche? Werden wir es auch in absehbarer Zeit wieder zurück in die Erfolgsspur schaffen?
Florian: Ich denke, auf jeden Fall. Ich sehe eigentlich wieder normales Business in den Clubs zum Jahresende oder zum Jahreswechsel. Wenn jetzt auch die Weichen politisch gestellt werden. Wir haben gemerkt, dass wir eigentlich keine Aufmerksamkeit haben, sorgen jetzt aber für Aufmerksamkeit. Dass man so ein paar Weichen auch anderes stellt für die Zukunft. Dass wir vielleicht auch in drei Jahren aufgrund der Corona-Krise besser dastehen als zuvor. Ich denk, dass da vieles grad in die richtige Richtung läuft.
Johannes: Ja, auch ich bin hier optimistisch. Definitiv, Corona hat eingeschlagen. Die Umsätze, die die letzten Monate ausgeblieben sind bzw. jetzt in Zukunft noch kompensiert werden müssen, sind definitiv schmerzvoll. Aber, was den Bedarf und auch das Angebot betrifft, das die Fitnessbranche bietet, sehe ich alle Karten auf unserer Seite. Es muss was getan werden. Ich wünsche mir, dass Fitnessstudios irgendwann mal systemrelevant werden und wir in der Bevölkerung ein deutlich positiveres Standing aufbauen. Aktuell sehe ich es noch nicht, entsprechend gibt es einiges zu tun, aber genau deswegen treten wir ja hier an, um das ganze besser zu machen.
51:42 Die wichtigsten Karrieretipps von Johannes und Florian
Andreas: Da kann ich mich euch nur anschließen. Und geh direkt über zur nächsten allgemeinen Frage. Denn bei uns der Branche gibt es immer viele motivierte Talente, die durchaus auch was reißen wollen in der Branche. Ihr habt ja auch vorhin den jungen Fitnesstrainer angesprochen, der sich auf der Fläche auszeichnen möchte. Deshalb die Frage an euch. Was wäre euer wichtigster Karrieretipp, damit dieser junge Mann, diese junge Frau, in der Fitnessbranche so richtig durchstarten kann.
Johannes: Ich hab’s glaub vorhin auch erwähnt, obwohl BWL, Diplom-Betriebswirt und schon im deutschen System sehr nahe und ich wertschätze, was wir in Deutschland so an Statuten genießen und abverlangt bekommen, sehe ich da auch im Fitnessbereich die Gefahr, sich totschulen zu lassen und nur von einer Ausbildung zu einer anderen zu hüpfen und Zertifikate zu sammeln. Von der Grundausbildung bin ich ein großer Freund, die ich jedem empfehle. In der Branche muss man aber auch ein Menschenfreund sein. Er muss schauen, wo er sich in Kommunikation, Empathie und Vernetzung fortbildet. Die Fitnessstudios sind eine Dienstleistungsbranche. Wer also Angst hat, mit den Leuten zu reden oder auch keine Lust hat, mit anderen Leuten zu reden, der ist falsch. Der kann vielleicht in Zukunft etwas im Online-Business machen, wo er nur noch in eine Kamera schaut. Aber ansonsten musst man Lust auf Menschen und auf Dienstleistung haben. Und das ist das Schöne an unserer Branche: Wir haben tagtäglich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zu tun. Und wenn du da gut bist, hast du einen heiden Spaß und trotz Digitalisierung wird sich ein großer Markt auftun. Und man sollte schauen, wie man sich hier fortbildet.
Florian: Ich kann mich nur anschließen. Lass dich schulen in den Bereichen Sales und Kommunikation und versuch vor der Gruppe zu stehen. Das ist auch der klassische Fitnesstrainer. Auch wenn er nicht den klassischen Zumba-Kurs geben will oder geben wird. Es gibt auch viele andere Gruppenmodelle. Schau dir an, wie High-Intensity-Workout funktioniert, wie du eine funktionelle Gruppe anleitest. Lass dich ausbilden, so, dass du mit 10 bis 15 Personen auf der Trainingsfläche agieren kannst. Es muss nicht viel sein, aber arbeite mit Gruppen!
53:50 Wer sollte unbedingt mal in diesem Podcast vorkommen?
Andreas: Genau, der Mensch im Mittelpunkt. Und da musst du dran arbeiten, ob nun allein oder in der Gruppe. Letzte Frage: Wer sollte eurer Meinung nach unbedingt mal in diesem Podcast vorkommen und wenn ja, zu welchem Thema?
Florian: Schwierig. Weil ich es grad auch angesprochen hatte: das Thema Gruppe. Wie PT wird es in Deutschland ein bisschen stiefmütterlich behandelt, weil ein paar Stellschrauben nicht richtig gestellt werden, sehe ich das ähnlich im Bereich Gruppe. Und das fände ich ein interessantes Thema, jemandem im Podcast zu haben, der ganz erfolgreich ist – am besten in Deutschland – seine Mitglieder in Gruppen zu organisieren. Mir fällt tatsächlich nur ein Betreiber ein, Wolfgang Peretz aus Dachau. Die schaffen es 60 bis 70 % ihrer Checkins in Gruppen zu organisieren. Aber das ist eher eine Ausnahmeerscheinung. Das fände ich ein interessantes Thema, weil damit auch Themen wie Fluktuation, Socializing im Club, effizient zu arbeiten, diskutiert werden könnten.
Johannes: An dem wäre ich auch sehr interessiert. Natürlich wünsch ich mir gerne, das Urgestein hier mal zu hören. Das Urgestein aus Österreich – ruf doch mal in Kalifornien an und frag, ob Arnie sich für ein paar Fragen zur Verfügung stellt. Ich weiß, er trainiert aktuell nicht im Gold’s Gym, weil dort noch keine Maskenpflicht herrscht. Also vielleicht erwischt du ihn. Aber ansonsten gerne auch im Bereich Social-Media, also Influencer. Wenn du Fitnessinfluencer hast – wie die an die verschiedenen Fitnessthemen herangehen, welche Personas, welche Zielgruppen sie sich anschauen. Mir fallen da ein paar erfolgreiche Influencer wie Pamela Reif ein. Wenn du da Kontakte hast, würde ich das sehr spannend finden.
Andreas: Ich glaub, wenn ich es schaffe, dass Arnold in meinen Podcast kommt, dann hab ich’s mit dem Podcast auch echt geschafft. Wunderbar. Vielen Dank euch beiden! Damit sind wir auch am Ende des Podcasts angekommen. Ich danke euch für eure Zeit!
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